Zweifelsohne hat die bahnbrechende Studie des Bielefelder Historikers Reinhart Koselleck das Verständnis der Geheimgesellschaften entscheidend geprägt und darüber hinaus das Lessing-Bild der Nachkriegszeit maßgeblich verändert. Seine These, die Geheimbünde des ausgehenden 18. Jh.s hätten wesentlich zur Erosion der frühneuzeitlichen politischen Ordnung beigetragen, veranschaulicht der Historiker u.a. anhand von Lessings Freimaurergesprächen Ernst und Falk (1778/1780), in denen er drei zentrale “Hauptangriffspunkte der kosmopolitischen Freimaurerei” benannt findet: Staat, Stände und Kirche. Koselleck attestiert den Bünden in diesem Zusammenhang eine gegen das absolutistische System gerichtete Funktion und stilisiert Lessing in gleichem Zug zum Vertreter einer bürgerlichen
Moralität und zum Repräsentanten einer “geistigen Elite der Aufklärung”, deren politische Signatur in der bürgerlichen Emanzipation, in der Abschaffung des frühneuzeitlichen Ständestaates und in der Aufhebung des Absolutismus bestanden habe.